Neuer Behördenfunk in Sicht – Telekom, Vodafone und O2 rüsten sich
Seit fast drei Jahrzehnten arbeiten Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste mit dem Digitalfunk im TETRA-Standard. Das System erfüllt bis heute zuverlässig seinen Zweck, stößt jedoch zunehmend an Grenzen: Sprache funktioniert stabil, doch moderne Anforderungen wie die schnelle Übertragung von Bildern oder Videos lassen sich damit nicht realisieren.
Nun kündigen die großen Mobilfunkanbieter neue Lösungen an. Besonders die Deutsche Telekom will mit ihrer Plattform MCx (Mission Critical Services) die Zukunft des BOS-Funks mitgestalten. Vorgestellt wurde das System jüngst auf einer Fachkonferenz in Köln. Erste Tests mit Behörden laufen noch dieses Jahr, ein Marktstart ist für 2026 geplant.
Was MCx leisten soll
Im Kern erweitert MCx die klassische Sprachkommunikation um breitbandige Datenübertragung: Fotos, Videoclips oder sogar Livestreams sollen in Einsätze integriert werden können. Dabei können Smartphones und 5G/LTE-Geräte künftig auch mit bestehenden TETRA-Funkgeräten gekoppelt werden – eine Art Brücke zwischen alter und neuer Welt.
Besonders betont die Telekom die Priorisierung im Netz. Daten von Einsatzkräften sollen selbst bei starker Netzauslastung Vorrang genießen – ähnlich wie ein Rettungswagen, der freie Fahrt hat. Möglich wird dies durch Network Slicing, das Funkkapazitäten gezielt reserviert. Erfahrungen dazu sammelte man bereits bei Großveranstaltungen wie der Fußball-EM.
Konkurrenz schläft nicht
Auch Vodafone und O₂ entwickeln eigene Angebote. Vodafone spricht von einer „virtuellen Rettungsgasse“ für Einsatzdaten, die schon bald erprobt werden soll. O₂ mahnt hingegen, nicht allein auf einen einzelnen Netzbetreiber zu setzen. Stattdessen fordert man ein gemeinsames, vom Bund gesteuertes Kernnetz, das den Zugriff auf alle deutschen Mobilfunknetze sicherstellt.
Zwischen Tradition und Zukunft
Die Bundesanstalt für den Digitalfunk (BDBOS), verantwortlich für den BOS-Funk, verweist darauf, dass TETRA trotz seines Alters noch immer stabil und unabhängig von kommerziellen Netzen arbeite. Dennoch ist klar: die Zukunft muss breitbandige Sprach- und Datenübertragung bringen – und zwar ohne Einbußen bei Sicherheit und Verfügbarkeit. Ein konkreter Fahrplan zur Ablösung liegt bislang nicht vor.
In der Forschung werden für ältere Funksysteme Schwachstellen wie Abhören, Einschleusen von Nachrichten oder Wiedergabe (Replay) älterer Sprachpakete diskutiert. Auch die Gewerkschaft der Polizei fordert daher, den Modernisierungsprozess in enger Abstimmung zwischen Bund und Ländern zügig, aber mit Bedacht, voranzubringen.
Für Funkamateure ist die Entwicklung besonders spannend: Hier zeigt sich, wie professionelle Anwender künftig Sprache und Daten kombinieren wollen – und wie stark dabei das Thema Netzsicherheit im Vordergrund steht. Für uns im Amateurfunk bleibt es lehrreich zu beobachten, welche technischen Lösungen sich durchsetzen und ob sich daraus auch Impulse für unsere eigenen Anwendungen ergeben.
Update vom 5.10.2025:
Heute war das Thema „Zukunft des Polizeifunks“ in der aktuellen Sendung von Radio DARC zu hören – und wir freuen uns sehr, dass auch unser Beitrag (ab 41:00) dazu erwähnt wurde! Die heutige Sendung findet man hier: https://www.podcast.de/episode/694643341/radio-darc-05-10-2025





